Cybergrooming: Kindesmissbrauch im Internet

70% der 6- bis 13-Jährigen nutzen laut der KIM-Studie 2022 das Internet, knapp die Hälfte davon sind täglich online. Für Täter/innen von Cybergrooming die ideale Chance, um ungestört Kontakt zu Kindern und Jugendlichen aufzunehmen. Die Folge: Immer häufiger werden Vorfälle von sexuellen Übergriffen durch Erwachsene im Netz bekannt. Und auch wenn der Kontakt nur virtuell stattfindet, machen sich die Täter/innen des sexuellen Kindesmissbrauchs strafbar.

Was ist Cybergrooming überhaupt?

„Unter Cybergrooming versteht man das gezielte Ansprechen von Kindern und Jugendlichen im Internet mit dem Ziel der Anbahnung sexueller Kontakte. Dabei bauen Täter und Täterinnen zunächst Vertrauen zu ihren minderjährigen Opfern auf, um diese später zu sexuellen Handlungen (online und/oder offline) zu bewegen“, so der Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. 

Jede/r 3. Minderjährige von Cybergrooming betroffen  

Eine Studie der Landesanstalt für Medien NRW befasste sich intensiver mit den verschiedenen Arten des Cybergroomings und dem Alter der Minderjährigen zum Zeitpunkt des Geschehens. Diese ergab, dass durchschnittlich jedes 4. Kind im Alter zwischen 8 und 18 Jahren bereits nach einer Verabredung über das Internet gefragt wurde (24%). Auch mit dem Versprechen bzw. Zusendung von Fotos und Videos (16%), der Aufforderung zum Ausziehen vor der Kamera (14%), der Verabredung im realen Leben zum Fotoshooting (12%), dem Empfangen von Nacktbildern (15%) und Drohungen im Internet (10%) wurden die Kinder und Jugendlichen konfrontiert. 

Auffällig bei den Daten ist, dass die Minderjährigen mit steigendem Alter immer häufiger Cybergrooming ausgesetzt sind und dieses ihren Höhepunkt bei Jugendlichen von 16 bis 18 Jahren erreicht. 37% in dieser Altersgruppe wurden demnach zum Beispiel bereits nach einer Verabredung mit den Täter/innen gefragt. Das bedeutet im Umkehrschluss: Bis zum Alter von 18 Jahren ist laut der Umfrage mindestens jede/r dritte Minderjährige von irgendeiner Art des Cybergroomings betroffen. Aber auch das Ausmaß in jüngeren Altersgruppen sollte sich vor Augen gehalten werden. Bei den 8- bis 9-jährigen wurden beispielsweise 8% der Kinder von Erwachsenen aufgefordert, sich vor der Kamera auszuziehen, 7% wurden zur Verabredung für Fotoshootings gedrängt.

Quelle: Landesanstalt für Medien NRW, 2021 I “Kinder und Jugendliche als Opfer von Cybergrooming”
728.000 Erwachsene sexuellen Online-Kontakt zu Kindern

Das Projekt MiKADO (“Missbrauch von Kindern: Aetiologie, Dunkelfeld, Opfer“) beschäftige sich in der Zeit von 2011 bis 2014 unter anderem intensiv mit den Kennzahlen zu Täter/innen von Cybergrooming. Der Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs wertete dessen Ergebnisse neu aus und fasst zusammen: Rund 5% der Erwachsenen (etwa jede/r 20. Erwachsene) hatten sexuelle Online-Kontakte zu ihnen unbekannten Kindern und Jugendlichen – in 3% der Fälle kam es zu Offline-Treffen. Dabei gaben rund 35% an, die Kinder und Jugendlichen strategisch getäuscht zu haben, beispielsweise indem sie vorgaben, ein/e Bekannte/r zu sein. Über 30% der Erwachsenen boten Geld oder Geschenke an, um bei den Opfern bewusst Scham- und Schuldgefühle auszulösen. All dies, um sie zu sexuellen Handlungen zu zwingen.

Quelle: UBSKM 2018 I “Bekämpfung von Cybergrooming, sexuellen Übergriffen und Interaktionsrisiken für Kinder und Jugendliche im digitalen Raum”
Sonderfall Pornographie

Eine besonders häufig angewandte „Masche“ der Täter/innen ist das Übersenden pornographischer Bilder bis hin zu Gewaltdarstellungen und Missbrauchsabbildungen von Kindern und Jugendlichen, um diese zu „animieren“, verängstigen, überreden. 

Weitere Auswertungen der MiKADO-Studie zeigen: 40 % wurden bereits im Kindesalter das erste Mal mit Pornographie im Internet konfrontiert. 21% bewerteten dies als unangenehm oder sehr unangenehm, wobei Mädchen deutlich häufiger pornographische Abbildungen erhalten und als belastender erleben. Die Pornographie wurde in 47% der Fälle durch Erwachsenen versendet, davon 18% Frauen. Insgesamt kannten 52% der Befragten den/die Absender/in nicht. 

Quelle: UBSKM 2018 I “Bekämpfung von Cybergrooming, sexuellen Übergriffen und Interaktionsrisiken für Kinder und Jugendliche im digitalen Raum”

Insgesamt zeigt der Beitrag, dass Cybergrooming eine ernste Bedrohung für die Sicherheit und das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen darstellt. Es ist entscheidend, dass alle Beteiligten, einschließlich Eltern, Erziehungsberechtigte, Schulen, Regierungen und Strafverfolgungsbehörden, zusammenarbeiten, um diese Bedrohung zu bekämpfen und Kinder und Jugendliche vor Missbrauch zu schützen.

AKTUELLER LINK: Interaktiver Report PKS 2013-2022

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