Die Falle “sicherer Hafen”: Kindesmissbrauch in Kita und Co.

Institutionen wie Kindertagesstätten haben die Aufgabe und Verpflichtung, Kindern einen sicheren und gewalt- sowie missbrauchsfreien Ort zu bieten. Und doch kommt es auch in Kitas immer wieder zu derartigen Fällen. Sexueller Missbrauch in Kita: Hohe Haftstrafe für Erzieher oder „Erzieherin soll Kind sexuell missbraucht haben“ – Artikel dieser Art begegnen uns fast täglich. Und diverse Studien bestätigen: 32% der Missbrauchsfälle und sexueller Gewalt an Kindern passieren in Institutionen, darunter Kirchen, medizinische und pädagogische Einrichtungen usw.

Quelle: “Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung der Anlaufstelle
der Unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs” I Universitätsklinikum Ulm 2011 I S.3

Laut dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. sind pädagogische Einrichtungen wie Kindergärten und Krippen dabei in 3,1% der Fälle die Tatorte. Die Studie des Instituts hebt besonders Missbrauchserfahrungen im Bereich “entblößen” und “Missbrauch mit Körperkontakt” hervor. Eine weitere Auswertung der Universitätsklinik Ulm von Betroffenenberichten beim Hilfetelefon des Unabhängigen Beauftragten ermittelt den Kindergarten mit Abstand als häufigsten Tatort bei Missbrauch in Institutionen (rund 51 Fälle).

Übergriffe werden Täter/innen leicht gemacht

Kuschelecken, Doktorspiele und Nacktbaden: Eine Kita beispielsweise bietet Täter/innen viele Möglichkeiten, ihren Opfern nahezukommen. Laut dem Deutschen Jugendinstitut wird zumeist das Bindungsverhältnis zwischen Kind und Mitarbeiter/in in Institutionen ausgenutzt, um Intimitätsgrenzen zu überschreiten. Nicht zuletzt profitieren Täter/innen aber gerade in pädagogischen Einrichtungen auch vom hohen sozialen Ansehen des jeweiligen Berufes und dem Vertrauen der Eltern.

Das Problem Kinderschutzkonzept

Diverse Auseinandersetzungen und Diskussionen in Deutschland, die vor allem durch die Veröffentlichung verschiedener Missbrauchsfälle der Medien und dem Abschlussbericht des Runden Tisches „Sexueller Kindesmissbrauch“ ausgelöst wurden, führen verstärkt zu der Forderung konkreter Maßnahmen bei pädagogischen Institutionen. Doch die Realität zeigt: Kinderschutzkonzepte sind Mangelware.

Quelle: Zeit Online Befragung I Befragungszeitraum 3.-19. Mai 2016, Teilnehmer/innen: 2.332 Eltern und Kitamitarbeiter

Wie erkennen Sie, ob ein Kind Missbrauchs- oder Gewalterfahrungen macht bzw. gemacht hat?

Trotz (noch) nicht ausgereifter Konzepte müssen Kinder geschützt werden. Umso wichtiger ist es, Anzeichen für mögliche Missbrauchs- und Gewalterfahrungen zu erkennen. Typisch sind zum Beispiel Verhaltensveränderungen wie öffentliches Masturbieren, Zungenküsse und Berührung der Genitalien eines Erwachsenen. Aber auch psychosomatische Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen sowie Schlafstörungen und physiologische Probleme wie Schmerzen oder Verletzungen im Genital- oder Analbereich weisen auf einen Missbrauch hin. Um noch einmal auf die Kita zurückzukommen, sollten Erzieher/innen besonders Alarm schlagen, wenn sich das Kind weigert oder verängstigt zeigt, mit einer bestimmten Person an einem bestimmten Ort alleine zu sein, obwohl es bislang Freude daran hatte.

AKTUELLER LINK: Interaktiver Report PKS 2013-2022

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