Gewalt und Missbrauch unter Kindern

„Sexuelle Übergriffe unter Kindern oder Jugendlichen sind eine andere Form der sexuellen Gewalt als sexueller Missbrauch von Minderjährigen durch Erwachsene oder deutlich ältere Jugendliche“, so der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs.

Trotzdem ist es Kindeswohlgefährdung.  

Erkundungsverhalten vs. übergriffiges Verhalten

Bereits im Kindergarten- und Grundschulalter können Kinder sexuell übergriffiges Verhalten zeigen. Dieses Verhalten befindet sich außerhalb von sexuellen Aktivitäten wie Doktorspielen oder Kuschelecken, die zu dem „normalen“ Erkundungsverhalten von Kindern gehören. Ein übergriffiges Verhalten äußert sich durch die Überschreitung der Grenzen anderer Kinder mit Gewalt, Manipulationen oder Zwang und meist unter Ausnutzung eines Machtgefälles. Manche Übergriffe verfolgen den Zweck, die sexuelle Neugier gegen den Willen von betroffenen Kindern zu befriedigen. In anderen Fällen werden sie eingesetzt, um andere Kinder zu ärgern oder demütigen.

Sexueller Missbrauch unter Kindern vor allem durch Gleichaltrige

Das Universitätsklinikum Ulm stellte im Jahr 2017 Auswertungen von Betroffenenberichten beim Hilfetelefon des Unabhängigen Beauftragten vor. Diese untersuchte unter anderem die Beziehung zwischen betroffenen Kindern und übergriffigen Personen im institutionellen Kontext und ermittelte, dass von 201 ausgewerteten Fällen 35 Kinder und Jugendliche von Gleichaltrigen missbraucht wurden – das sind ganze 17%.

Quelle: Sexueller Missbrauch in Institutionen, Uni-Klinik Ulm 2017 I S. 21

Weitere Analysen dieser Publikation deuten darauf hin, dass Gewalt und Missbrauch durch Kinder scheinbar häufiger erlebt wird als durch Jugendliche (16 vs. 11 Fälle) – Übergriffe durch Erwachsene außen vor.

(-> Hinweis: Für die folgenden Abbildungen ändert sich die Gesamtanzahl der berichteten/ausgewerteten Missbrauchsfälle (N).)

Quelle: Sexueller Missbrauch in Institutionen, Uni-Klinik Ulm 2017 I S. 17
Tatorte bei Missbrauchsvorkommen

Insgesamt wurde der Kindergarten mit rund 51 Stimmen mit Abstand als häufigster Tatort angegeben, gefolgt von der Schule (rund 35-fache Nennung) und dem Heim bzw. betreutem Wohnen (rund 25-fache Nennung). Wie viele der Fälle hierbei einzig der “Gewalt und Missbrauch unter Kindern” zuzuordnen sind, geht aus der Auswertung nicht hervor. Jedoch sollte sich gerade deshalb vor Augen gehalten werden: Sexuelle Gewalt und Missbrauch (durch andere Kinder oder Jugendliche) gibt es überall im Alltag – auch in scheinbar “sicheren Häfen”.

Quelle: Sexueller Missbrauch in Institutionen, Uni-Klinik Ulm 2017 I S. 16

Und damit eröffnen sich weitere Probleme: Denn Schutzkonzepte gibt es in diesen Einrichtungen kaum (-> interessierte Leser/innen finden hier einen Artikel zu diesem Thema).

Bei Verdacht Hilfe suchen

Haben Sie die Vermutung, dass Ihr Kind (sexuell) missbraucht wird oder sogar andere Kinder missbraucht? Handeln Sie. Das Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch ist ein Angebot der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und findet für Sie und Ihr Kind die passende Unterstützung.

AKTUELLER LINK: Interaktiver Report PKS 2013-2022

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