Im Fokus: Kindesmisshandlung in Bayern 2013-2020

Im September 2021 haben wir einen umfassenden Report zur Kindeswohlgefährdung in Deutschland 2013-2020 auf der Grundlage der “Polizeilichen Kriminalstatistik” (PKS) veröffentlicht. Die Beiträge der Serie “Im Fokus” greifen in einer Kurzform die Entwicklungen in den einzelnen Bundesländern auf.

Das Bundesland Bayern gehörte im ersten Corona-Jahr 2020 zu den Spitzenreitern bei der absoluten und relativen Zunahme der polizeilich erfassten Fälle von Kindesmisshandlung und von sexuellem Missbrauch von Kindern.

Die Zahl der Fälle im Zusammenhang mit Kindesmisshandlung sind von 2019 bis 2020 von 308 auf 409 gestiegen. Pro 100.000 Kinder unter 14 Jahren ergibt das einen Anstieg von 18,29 auf 23,99 Fälle. Dabei resultiert der Anstieg der absoluten Zahlen in einer prozentualen Veränderung von +32,79% bzw. +31,14%! Es ist ein schon sehr deutlicher Anstieg nach in den letzten Jahren eher abnehmenden Tendenz.

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Auch bei sexuellem Missbrauch von Kindern hat Bayern unerfreuliche Wachstumsraten zu verzeichnen. So stieg die absolute zahl der Fälle zwischen 2019 und 2020 von 1699 auf 1974. Pro 100.000 Kinder unter 14 Jahren entspricht das einer Veränderung von 100,91 auf 115,79. Das sind absolute Höchstwerte in dem erfassten Zeitraum von 8 Jahren. Prozentual gesehen, lag die Veränderung bei 16,19% bzw. 14,74%.

Im Ländervergleich belegt Bayern in 2020 bei den Wachstumsraten der Fälle von Kindesmisshandlung den traurigen ersten Platz. (Auch wenn die Zahlen pro 100.000 Kinder mit Baden-Württemberg bundesweit nach wie vor mit die niedrigsten sind.).

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Bei sexuellem Missbrauch belegt das relative Wachstum 2019-2020 in Bayern den 4. Platz im bundesweiten Vergleich.

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Die Gründe für diese Veränderungen sind im Augenblick kaum eindeutig zu benennen, gerade da ein sehr großes Dunkelfeld existiert.

Auch wenn Corona-Maßnahmen sich als eine mögliche naheliegende Hypothese praktisch anbieten, bedarf es einer sehr umfassenden und differenzierten Analyse. Denn der Ländervergleich zeigt, dass wir keineswegs eine eindeutige bundesweite Tendenz haben.

AKTUELLER LINK: Interaktiver Report PKS 2013-2022

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