Konsequenz Inobhutnahme: Kindeswohlgefährdung und die Überforderung der Eltern

Die Bedeutung von Überforderung der Eltern sowie daraus resultierenden Misshandlungen und Vernachlässigung von Kindern nimmt immer weiter zu. Allein im Jahr 2020 mussten die Jugendämter in Deutschland rund 45 400 Kinder und Jugendliche zu ihrem Schutz vorübergehend in Obhut nehmen. 

Dringende Kindeswohlgefährdung als Hauptgrund 

Eine im Juni 2021 vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Pressemitteilung teilt mit, dass zwei Drittel (67 %) dieser Inobhutnahmen wegen einer dringenden Kindeswohlgefährdung, 17 % aufgrund einer unbegleiteten Einreise aus dem Ausland und weitere 17 % auf Bitte der betroffenen Minderjährigen erfolgte. Jedes Dritte in Obhut genommene Kind war dabei jünger als 12 Jahre, jedes zehnte Kind (11 %) sogar jünger als 3 Jahre.

Vermehrte Überforderung der Erziehungsberechtigten

Der mit Abstand am Häufigsten genannte Anlass für eine Inobhutnahme war die Überforderung der Eltern bzw. eines Elternteils mit insgesamt 41% und damit auch einem signifikanten Anstieg zum Vorjahr.

Leichter Rückgang im Vergleich zu 2019?

Wie das Bundesamt weiter ermittelte, ergab sich insgesamt ein leichter Rückgang der Inobhutnahme um 4100 Fälle (8,2%) im Vergleich zu 2019.

Wie aussagekräftig diese Entwicklung schlussendlich wirklich ist, sei dahingestellt. Denn nicht zu vergessen ist, dass 2020 auch als das erste „Corona-Jahr“ gilt: Reiseeinschränkungen, Lockdown und Co. dominierten den Alltag und könnten zum Beispiel zumindest zum teil den Rückgang um 1100 Fälle von Inobhutnahme wegen unbegleiteter Einreise aus dem Ausland beeinflusst haben.

Die Betrachtung der Anlässe für Inobhutnahme im Detail offenbart ein weiteres interessantes. Detail. Entgegen dem insgesamt rückläufigen Trend stechen “Anzeichen für psychische Misshandlung” mit +23,9 (!) und “Trennung oder Scheidung der Eltern” mit +8,7% deutlich hervor. Auch diese Entwicklung bietet einen gewissen Raum für Spekulationen über einen Zusammenhang mit der Pandemie.

Quelle: Destatis Pressemitteilung Nr. 295 vom 24. Juni 2021
Wunsch nach Hilfe 

Die sogenannte COPSY-Studie (März 2021) beschäftigte sich passenderweise mit den Auswirkungen der ersten Welle der COVID-19-Pandemie, genauer gesagt mit der seelischen Gesundheit und psychischen Belastungen von Kindern und Jugendlichen.

Diese stellt dar, dass sich der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten in etwa verdoppelt und ihr Gesundheitsverhalten verschlechtert hat. 

Die Konsequenz: 75 % der Eltern fühlen sich bis heute stark belastet und etwa zwei Drittel wünschen sich Unterstützung im Umgang mit ihrem Kind. Nicht selten wird dieses dann zum „Sündenbock“ – Pandemie hin oder her

AKTUELLER LINK: Interaktiver Report PKS 2013-2022

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