Ein Schnappschuss aus dem Urlaub in Badesachen, eine Momentaufnahme des Kindes beim Turnen oder ein niedliches Foto in der Badewanne – Situationen gibt es zu Genüge, in denen Eltern voller Stolz den Sprössling ablichten und im Internet teilen. Das Problem: Das sogenannte Sharenting ermöglicht einer breiten Öffentlichkeit Zugang zu privaten Kinderfotos und Videos und ist somit gefundenes Fressen für Pädokriminelle.
Wozu nutzen Pädokriminelle Kinderfotos?
Kinderfotos werden laut Recherche des norddeutschen Rundfunks (genauer Panorama und STRG_F) massenhaft geklaut und anschließend in illegalen Foren hochgeladen, obszön konsumiert und kommentiert. Zusätzlich werden intime Details und Links zu Social Media-Kanälen geteilt. Das Prinzip dabei ist relativ einfach: Wer Bilder postet, erhält mehr Bilder von anderen User/innen. Dass es sich dabei um schweren (sexuellen) Kindesmissbrauch handelt, ist für die Täter/innen scheinbar nicht von Bedeutung.
Wo klauen Pädokriminelle die Fotos?
Allein auf einer der größten illegalen Foto-Plattformen für Pädosexuelle stammt mindestens jedes vierte Bild ursprünglich von Facebook oder Instagram (rund 23,5%). Geprüft wurde dies im Umfang der Recherche anhand der Metadaten, die jedem Bild hinterlegt sind. In vielen Foren fanden sich auch Anhaltspunkte für YouTube, TikTok und WhatsApp als Quelle. Dabei sind sowohl öffentliche als auch private Accounts betroffen. Auch in Werbemaßnahmen finden Pädosexuelle immer wieder (sexualisierte) Kinderfotos ( -> interessierte Leser/innen finden hier einen Artikel zu diesem Thema).
Was wird dabei verletzt?
jugendschutz.net, das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet, veröffentlichte 2019 einen Report, der die Verletzung von Persönlichkeitsrechten der Kinder auf Instagram analysiert. Dieser hob insbesondere den Verstoß gegen Selbstbewahrung hervor. So wurden in 62% der Profile Bilder von Kindern in privaten Räumen (z.B. Kinderzimmer, Badezimmer) oder intimen Momenten gefunden. 12% zeigten die Kinder in emotionalen oder körperlichen Ausnahmezuständen (z.B. Krankheit, Arztbesuch, wütend). Zudem wurden Informationen zu Schlaf-, Ess- oder Toilettengewohnheiten ermittelt. Des Weiteren fanden sich in 70% der Fälle Bilder von Kindern in Badekleidung oder unbekleidet in der Badewanne. 32% der Kinderbilder galten als besonders sexuell assoziierbar: Kinder mit verrutschten Oberteilen beispielsweise, aber auch Fotos bei Turnübungen wie Spagat.

Schützen Eltern ihre Kinder ausreichend?
Laut des Sicherheitsunternehmens ESET landen immer mehr Kinderfotos unverpixelt im Internet, genauer gesagt gaben dies 22% von insgesamt 1000 Befragten an. Immerhin 23,7% verdecken/verpixeln das Gesicht des Kindes oder nutzen einen Filter (26,3%). 45,8% gaben in der Umfrage an, keine Filter zu nutzen.

Eine weitere Untersuchung zu diesem Thema ergänzt, dass 82% der Befragten darauf achten, den Empfänger/innenkreis zu beschränken und 78% keine Nacktbilder zu versenden. 15% gaben an, auf anderes zu achten, 5% „weiß nicht“ und 2% auf gar nichts – sehr wage Aussagen also.

Fazit: Die vorliegenden Daten erwecken den Anschein, dass trotz der immer steigenden Missbrauchsgefahr zu wenig auf den Schutz der Kinder geachtet wird. Dabei ist dies doch eigentlich simpel umsetzbar: Kinderfotos aus dem Internet raushalten.