Kinderpornografie: Anstieg von Missbrauchsdarstellungen in Deutschland und weltweit (2022)

Die fortschreitende Digitalisierung und Globalisierung bietet zweifellos eine Fülle an Vorteilen und Möglichkeiten, die wir uns vor wenigen Jahrzehnten nicht hätten vorstellen können. Gleichzeitig bringt sie große Probleme mit sich, darunter besonders eines: Kinderpornografie im Netz. Bereits vor einiger Zeit beschäftigten wir uns mit den explodierenden Zahlen in diesem Bereich (-> interessierte Leser/innen findenhier einen Artikel zu diesem Thema). Nun, mit der Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2022, wird deutlich, dass dieser besorgniserregende Aufwärtstrend sich rasant fortsetzt. Und weitere Studien bestätigen: Nicht nur in Deutschland ist dies ein Problem. 

PKS 2022: Aktuelle Zahlen zu Kinderpornografie in Deutschland

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2022 zeigt eine absolute Anzahl von 42.075 gemeldeten Verstößen gegen §184b des Strafgesetzbuches (StGB), welcher sich auf Kinderpornografie bezieht. Dies stellt einen Zuwachs von 7,4% dar, was einer konkreten Steigerung von 2.904 Fällen im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Noch bemerkenswerter wird diese Statistik jedoch, wenn man den Verlauf der letzten Jahre betrachtet: Seit dem Jahr 2016, in dem 5.687 Fälle registriert wurden, verzeichnet die Polizei einen kontinuierlichen und ungebremsten Anstieg in der Anzahl der aufgezeichneten Verbrechen im Zusammenhang mit der Verbreitung, dem Erwerb, dem Besitz und der Herstellung kinderpornographischer Schriften. In der Zeit von 2016 bis 2022 hat sich dieser Wert um eine enorme Rate von 640% (!) erhöht.

Quelle: BKA/PKS 2016, BKA/PKS 2017, BKA/PKS 2018 und 2019, BKA/PKS 2020, BKA/PKS 2021, BKA/PKS 2022 

Doch wie bereits in unserer Auswertung der PKS 2022 thematisiert, tragen in Zeiten von Social Media und Co. auch oft die Kinder selbst zu dieser Entwicklung bei. „Die meisten tatverdächtigen Minderjährigen handelten nicht vorsätzlich oder sexuell motiviert, sondern aus einer digitalen Naivität heraus: Vermeintlich „coole“ Bilder oder Clips werden mit Musik, Geräuschen, Texten oder Animationen versehen und tausendfach weitergeleitet. Vielfach werde gar nicht verstanden, dass es sich um Darstellungen von sexueller Gewalt handelt“, so die Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus in der Pressemitteilung der UBSKM. 

Nichtsdestotrotz gilt: Jeder gemeldete Fall von Kinderpornografie ist ein entscheidender Aufruf zur intensiven Verstärkung sowohl von (rechtlichen) Maßnahmen gegen diese Verbrechen, als auch von Bildungs- und Aufklärungsinitiativen zum sicheren Umgang mit digitalen Medien.

Auch international alarmierender Anstieg von Kinderpornografie 

Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist nicht die einzige Quelle, die eine besorgniserregende Zunahme der sexuellen Ausbeutung von Kindern im Internet im Jahr 2022 aufzeigt. Laut dem Jahresbericht 2022 der Internet Watch Foundation (IWF) in Großbritannien enthielten 20% der im Jahr 2022 gemeldeten Websites Darstellungen von Vergewaltigung oder sexualisierter Folter von Kindern. Dabei waren 40% der auf diesen Seiten dargestellten Kinder nicht älter als 10 Jahre, was einem Anstieg von 10% gegenüber 2021 entspricht. In 96% der Fälle handelte es sich dabei um Mädchen. Im Jahr 2022 hat die IWF insgesamt 255.571 Websites ausfindig gemacht, auf denen Kindermissbrauch festgestellt wurde.

In den USA erhielt die „CyberTipline“ des National Center for Missing & Exploited Children (NCMEC) im selben Jahr etwa 31,9 Millionen Hinweise auf potenzielle Missbrauchsfälle weltweit. Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass die Fälle, in denen Kinder offensichtlich online dazu gebracht wurden, sexuelle Handlungen durchzuführen, sich nahezu verdoppelten: von 44.155 Meldungen im Jahr 2021 auf 80.524 Meldungen im Jahr 2022.

Eine Zunahme ist auch hier in der Verbreitung von selbst produziertem Material über Smartphones oder Webcams festzustellen. Nach Angaben der IWF wurden dort im vergangenen Jahr 199.363 Fälle gemeldet, was einen Anstieg von 9% gegenüber 2021 darstellt. In einigen dieser Fälle wurden Kinder dazu gebracht oder genötigt, selbst erstellte Webcam-Videos aus ihren eigenen Zimmern zu verschicken. Von dieser Form des sogenannten Cybergroomings sind insbesondere Mädchen zwischen 11 und 13 Jahren betroffen.

AKTUELLER LINK: Interaktiver Report PKS 2013-2022

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