Kindesmissbrauch in der Familie: Der Vater als Täter

Kürzlich haben wir einen Bericht zum Thema Die Falle “sicherer Hafen”: Kindesmissbrauch in Kita und Co.” veröffentlicht. Dieser stellte einen der vier häufigsten Tatorte von Kindesmisshandlung vor. In diesem Artikel geht es nun um den Bereich, in dem die mit Abstand häufigsten Missbrauchs- und Gewaltdelikte an Kindern vonstattengehen: die eigene Familie.

Kinder und Jugendliche sexualisierter Gewalt in der Familie schutzlos ausgeliefert

„Kinder und Jugendliche, die Missbrauch in der Familie erleben müssen, kennen oft nur die eine Realität, auch weil sie durch die Eltern von ihrer Umgebung isoliert werden. So ist es für betroffene Kinder besonders schwer, externe Hilfe zu erhalten. Die Familie als Haupttatort sexuellen Kindesmissbrauchs muss stärker in den Fokus gesellschaftlicher Aufarbeitung und Verantwortung gelangen“, so die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs.

Die Täter im Fokus

Eine umfassende Untersuchung der Kommission beschäftigte sich von 2016 bis 2019 mit der Erfassung der Beziehung zwischen Täter/innen und Opfern im familiären Kontext. Stark auffällig ist dabei die Rolle des Vaters in Bezug auf Kindesmissbrauch: Statistisch gesehen ist dieser mit Abstand am häufigsten verantwortlich für Missbrauchsdelikte innerhalb der Familie. Auffällig ist aber auch die Dominanz des männlichen Geschlechts bei den darunter folgenden Täterprofilen.

Grafik: Statista I Quelle: Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs

Mädchen und Jungen im Vergleich

Das Statistische Bundesamt beschäftigte sich etwa zeitgleich mit einer Untersuchung von Kindeswohlgefährdungen durch sexuelle Gewalt nach Geschlecht. Demnach bilden Mädchen ungefähr 2/3 der Zahl der Opfer, Jungen 1/3.

Quelle: Statistisches Bundesamt, 2020

Obwohl es kaum belegbare Gründe für solch eine Tat gibt, gilt die Vater-Tochter-Beziehung aber wohl als prägnant. Laut dem Handbuch Sozialpädagogische Familienhilfe, herausgegeben durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, befindet sich die Tochter beim sexuellen Missbrauch durch den Vater in diversen Rollen, die sie erfüllen soll – zum Beispiel in der Rolle der Geliebten (für den Vater) und der Rolle des Elternersatzes (für die Eltern, meist für die Mutter).

Das Schweigen der Mütter

Das Stichwort „Mutter“ ist ein guter Übergang zur Rolle der Mutter bei Kindesmissbrauch und sexueller Gewalt. Denn während der Untersuchung der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs rückte diese immer mehr in den Fokus. Obwohl die Kinder die sexuelle Gewalt oft mitten in der Familie erfahren, verweigern Familienangehörige ihnen den Schutz. Die Kommission deckte auf, dass besonders Mütter zwar oft über den Missbrauch Bescheid wissen, aber trotzdem nichts unternehmen. Viele Kinder werden sogar beschimpft und schlichtweg nicht ernst genommen.

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AKTUELLER LINK: Interaktiver Report PKS 2013-2022

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