Frauen und Kinder gelten nicht nur in Deutschland, sondern auch in allen anderen EU-Ländern, als besonders häufig betroffen von Gewalt und Missbrauch (-> interessierte Leser/innen finden hier ein Artikel zu diesem Thema). Etwa 35% erlebten jegliche körperliche, sexuelle oder psychische Gewalt in der Kindheit vor dem Alter von 15 Jahren durch eine erwachsene Person. Zu diesem Ergebnis kommt eine der größten EU-weiten Studien zum Thema Gewalt gegen Frauen.
Deutschland als fünfthäufigstes genanntes Land
Die nachfolgende Statistik zeigt den Anteil der befragten Frauen in den jeweiligen Ländern der Europäischen Union, die angaben, vor ihrem 15. Lebensjahr schon einmal die Erfahrung mit körperlicher oder sexueller Gewalt gemacht zu haben. Mit einem Anteil von 51% berichtete zum Erhebungszeitpunkt mehr als jede zweite Frau in Finnland von eigenen Erfahrungen mit dieser Art Kindesmissbrauch. In Deutschland beläuft sich diese Zahl auf 42% – auch das ist umgerechnet fast jedes zweite Frau. Das Schlusslicht bildet Zypern mit 12%. Im direkten Vergleich wird also ersichtlich: Deutschland scheint ein großes Problem im Bereich Kinderschutz zu haben.

Die am häufigsten erlebten Arten des Kindesmissbrauchs in Deutschland
Die deutschen Befragten gaben im weiteren Verlauf an, zumeist der körperlichen Gewalt ausgesetzt gewesen zu sein (37%), gefolgt vom sexuellen Missbrauch (13%). Dazu zählen die Zurschaustellung der Geschlechtsorgane durch Erwachsene (8 %) oder das Berühren der Geschlechtsorgane oder Brüste des Kindes (5 %). Als Extremfall gab 1 % der Frauen an, dass sie als Kind zum Geschlechtsverkehr mit einem Erwachsenen gezwungen wurde. Eine weitere Form des Missbrauchs ist die erlebte psychische Gewalt durch ein Familienmitglied (13%).

EU-weit gab insgesamt etwas mehr als jede zehnte Frau (12 %) an, vor dem Alter von 15 Jahren eine Form des sexuellen Missbrauchs durch einen Erwachsenen erlebt zu haben, was 21 Millionen Frauen entspricht. Etwa 27 % wurden körperlich missbraucht, 10% psychisch durch ein Familienmitglied.
Die Autor/innen machen abschließend darauf aufmerksam, dass die Ergebnisse der einzelnen EU-Staaten nur bedingt miteinander vergleichbar sind. Wenn es in den einzelnen Ländern kulturell bedingt mehr oder weniger akzeptiert ist, über Gewalt und Missbrauch zu sprechen, ist ein Einfluss dieser Umstände auf das Antwortverhalten der Frauen zu erwarten.