Die Polizei hat deutlich mehr Fälle des Kindesmissbrauchs und der Verbreitung von Kinderpornografie registriert. Laut PKS stieg die Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen von Kindern von 2016 bis 2020 um rund 230 Prozent.
Offiziell erfasst wurden zuletzt 18.761 Fälle – von einer deutlich höheren Dunkelziffer ist auszugehen. Denn schon die Zahl der Hinweise an das BKA lag in 2020 bei 55.600.

„Unter Kinderpornografie versteht man pornografische Darstellungen, die den sexuellen Missbrauch von unter 14-jährigen zeigen. Es beschreibt die dokumentierte sexuelle Ausbeutung von Kindern (Jungen und Mädchen). In Ton, Bild und/oder Schrift wird festgehalten, wie Kindern Leid zugefügt wird, das sie lebenslang nachhaltig schädigt. Sie werden von Erwachsenen für Erwachsene erniedrigt, mit physischer und/oder psychischer Gewalt gedemütigt und zum bloßen Sexualobjekt degradiert“, so die Polizei Berlin.
Zur Verbreitung dieser Inhalte wird insbesondere das Internet genutzt. Das Problem: Einmal veröffentlicht, verschwindet kinderpornografisches Material nicht mehr – vielmehr wird es immer wieder kopiert und neu zusammengeschnitten.
Welche Gründe hat diese Entwicklung?
Das Bundeskriminalamt (BKA) führt den Anstieg vor allem darauf zurück, dass die Polizei stärker ermittelt. Dabei stammen die meisten Daten vom US-amerikanischen National Center for Missing and Exploited Children, kurz NCMEC. Dieses arbeitet wiederum mit Service-Providern wie Google und Facebook zusammen, die ihre Daten nach Missbrauchsabbildungen scannen und an das NCMEC leiten.
Verdächtiges Material wird dann mit der zugehörigen IP-Adresse an die Behörden des jeweiligen Landes weitergegeben. Ein weiterer Grund ist das sogenannte Cyber-grooming, welches besonders während der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat. Hier treten Erwachsene mit Kindern in Chats oder auf Spieleplattformen in Kontakt und bringen sie dazu, ihnen Bilder und Videos zu schicken.
(-> Weiterführende Literatur: “The Internet as a Creator of a Criminal Mind and Child Vulnerabilities in the Cyber Grooming of Children“, Dissertation von Manja Nikolavska, University of Jyväskylä.)
Die Folgen von Missbrauch und Kinderpornographie sind verheerend.
Für die Opfer bedeutet insbesondere die Verbreitung im Internet die latente Gefahr, immer wieder – auch als Erwachsene – mit der erlebten Tat selbst oder durch Dritte konfrontiert werden zu können. Es wird ihnen die Möglichkeit genommen, das Geschehen zu verarbeiten oder wenigstens verdrängen zu können.
So untersuchte z. B. das CANMANAGE des Universitätsklinikum Ulm die häufigsten Folgen von verschiedenen Missbrauchsformen. Die am häufigsten diagnostizierte Störung nach dem Erlebten ist demnach die posttraumatische Belastungsstörung, dicht gefolgt von hyperkinetische Störungen bis hin zu Bindungsstörungen.

Wichtig: In der oberen Grafik werden nur die psychologischen Folgen dargestellt – genauso verheerend treten aber auch körperliche Beschwerden auf.
Was zu tun ist, wenn Sie Verdacht schöpfen
Sollten Sie – egal wo – auf kinderpornographische Inhalte stoßen, informieren Sie umgehend die Polizei! Auch gibt es die Möglichkeit, diese auf bestimmten Webseiten wie internetbeschwerdestelle.de zu melden. Auf keinen Fall sollten Sie die sensiblen Inhalte weiterleiten, denn dann machen Sie sich ebenfalls strafbar!