Sexueller Kindesmissbrauch: Spätfolgen im Erwachsenenalter

Sexueller Kindesmissbrauch hinterlässt laut einer Studie des Universitätsklinikums Ulm bei 66% der heute erwachsenen Betroffenen schwerwiegende Folgen. Und das vor allem im Gehirn. Zu diesem Ergebnis kommen laut des Deutschen Ärzteblatts Untersuchungen zu einschlägigen Gedächtnisinhalten, zur Hirnstruktur und Hirnfunktion. 

Sexueller Kindesmissbrauch: Psychische Störungen als überdurchschnittlich oft vorkommende Folgeschäden

Bereits die Tat an sich konfrontiert ein Kind mit starken innerlichen Affekten, wie zum Beispiel Angst, Ohnmacht und Hilflosigkeit. Diese Erfahrungen beeinflussen die (noch nicht gänzlich entwickelten) psychischen Systeme des Kindes und begünstigen psychische Störungen. So wurde laut einer weiteren Forschung des Universitätsklinikums Ulm bei 95,1% der Kinder innerhalb der ersten 6 Monate nach der Tat irgendeine Form einer psychischen Erkrankung nachgewiesen (-> interessierte Leser/innen finden hier eine Übersicht zu den häufigsten psychischen Folgeerkrankungen), die oft bis über das Erwachsenenalter hinaus chronisch verläuft. 

In der vom Deutschen Jugendinstitut veröffentlichten Studie zum Thema „Sexualisierte Gewalt gegen Kinder in Familien“ wurden die am häufigsten vorkommenden Langzeitfolgen ermittelt. Demnach sind Kinder, die missbraucht wurden, im Erwachsenenalter zumeist von Schlafstörungen (16,17), Suizidversuchen (4,14) und Angststörungen (3,09) betroffen. Weitere typische Symptome sind Essstörungen (2,72), Depressionen (2,66), die postttraumatische Belastungsstörungen (2,34) sowie somatoforme Störungen (1,90) und Schizophrenie (1,36). 

Quelle: DJI | Chen, Murad, Paras, Colbenson, Sattler et al (2010) I S. 65
Physische Folgen von sexuellem Kindesmissbrauch

Nicht zu unterschätzen sind zudem die körperlichen Auswirkungen eines sexuellen Missbrauchs. Dazu wurden die Zusammenhänge zwischen Gesundheitsstatus und dem Vorliegen von traumatischen Ereignissen in der Kindheit (Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung) untersucht. Lassen wir die bereits beschriebenen psychischen Folgen außer Acht, fällt auf, dass vor allem der Drogenkonsum (10,3 bzw. 4,7) eine dominierende Rolle einnimmt. Zudem äußerten Erwachsene vornehmlich Alkoholismus (7,4), chronische Bronchitis oder Emphysem (3,9), sexuell übertragbare Krankheiten (2,5), Schlaganfälle (2,4), Hepatitis (2,4) und das Rauchen (2,2) als akute Gesundheitsprobleme.

Quelle: Auswirkungen von Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung im Kindesalter auf die psychische und physische Gesundheit im Erwachsenenalter | Uni-Klinik Ulm | S.165

Die Ergebnisse der Adverse Childhood Experiences (ACE) – Studie zu Kindheitstrauma und Gewalt zeigten sogar, dass die Folgen traumatischer Kindheitserlebnisse (darunter auch sexueller Missbrauch) auch noch mindestens 50 Jahre später zu beobachten sind. Je mehr Formen traumatischer Ereignisse in der Kindheit erlebt wurden, umso größer die Auswirkungen auf das emotionale und gesundheitliche Befinden im Erwachsenenalter.

AKTUELLER LINK: Interaktiver Report PKS 2013-2022

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